Idylle in Klein Nordende: Die Schottischen Hochlandrinder machen Mittagspause. Sie käuen wieder und ihre Kälber schlafen versteckt im tiefen Gras.

Landschaftspflege auf vier Beinen

Im Liether Moor in Klein Nordende sorgen Schottische Hochlandrinder für Artenvielfalt und den Erhalt einer historischen Kulturlandschaft. Ein spannendes Projekt, über das sich Tornescher Ratsmitglieder und Mitarbeiter der Stadt informierten.

Spannend, was vier Beine so alles schaffen: Ein Storchenpaar zieht nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder Nachwuchs auf. Kiebitze, Kraniche und Fliegenschnäpper haben sich wieder angesiedelt. Die Vielfalt an Pflanzen und Insekten nimmt zu. Sie alle sind mit den Schottischen Hochlandrindern, die dort seit 13 Jahren das ganze Jahr hindurch weiden, in die Landschaft zurückgekehrt, wie der 1. Vorsitzende Volker Möhrke erzählt.

Wir sind zu Besuch beim „Verein für extensive Robustrinderhaltung im Liether Moor e.V.“ in Klein-Nordende: Vertreter der Verwaltung und der Parteien in Tornesch. Der Besuch geht zurück auf einen Vortrag im Umweltausschusses im November 2022. Wilhelm Flade-Krabbe vom BUND berichtete, was Kommunen gegen den Verlust der Artenvielfalt tun können. Ein Ergebnis: Vierbeinige Landschaftspfleger, die extensiv gehalten werden, sind die beste Möglichkeit, Biodiversität vor Ort zu erhalten und zu fördern. Sein Tipp: Besuchen Sie doch mal den Robustrinderverein in Klein-Nordende.

Roter Eimer als Lockmittel

Nach der Wahl zur neuen Ratsversammlung wurde der Vorschlag in die Tat umgesetzt. Nun stapfen wir über Wiesen und Weiden. Die Mutterkühe leben derzeit weit weg von der Straße, wo sie sich in Ruhe um ihre wenige Woche alten Kälber kümmern können. Ein Jahr lang bleibt der Nachwuchs bei seinen Müttern. Täglich kontrolliert jemand vom Verein, ob es allen Tieren gut geht. Oft ist ein roter Eimer dabei, gefüllt mit Leckererein wie Möhren oder Kraftfutter, damit die Rinder an die Menschen gewöhnt bleiben und ihnen folgen, wenn sie z.B. zu einer anderen Weide gefahren werden müssen.

Der Verein finanziert sich aus Beiträgen der 70 Mitglieder, aus Prämien, z.B. für die Mutterkuhhaltung. Gewinne fallen nicht ab, so der Vorsitzende, nur viel Arbeit und die Kosten – z.B. für die Pacht der 60 Grundstücke, von denen manche gerade mal 1000 Quadratmeter groß sind, für die Lohnunternehmen, die das Heu für die Winterfütterung mähen, denn Tierarzt, die Dachunterstände für den Winter, usw., usw. Auch das Fleisch der Tiere verkauft der Verein, denn mehr als 40 Tiere können sie auf den Flächen nicht halten. „Wenn ein Tier zum Schlachter muss, ist das für uns der härteste Tag“, sagt Möhrke. Die bislang ältesten Kühe sind 19 und 22 Jahre alt, eine hat vergangenes Jahr sogar noch gekalbt. Die beiden dürfen in Klein Nordende in Rente gehen.

Wer Lust hat, mehr zu erfahren, Mitglied zu werden oder mitzumachen kann sich unter www.robustrinder-lieth.de informieren oder schickt eine Mail an info@robustrinder-lieth.de